Von Texten, Suchmaschinen und Webseiten

Die Texter früherer Zeiten hatten es einfacher. „Damals“ und gemeint sind hier die Jahre bis zur flächendeckenden Durchsetzung des Internets, ging es beim Texten lediglich darum, den LeserInnen zu gefallen. Keine leichte Aufgabe, gewiss. Doch hatte es die schreibende Zunft ausschließlich mit Ihresgleichen, mit Menschen aus Fleisch und Blut zu tun.

Und heute? Gewiss hat sich an der Leserschaft nichts geändert und wer ein Produkt oder eine Dienstleistung verkaufen möchte, erhält sein Geld letztlich auch von einem Unternehmen oder einer Einzelperson. Die Texte, die im Internet platziert werden, müssen allerdings auch von den Spiders, Webcrawlern und Bots der Suchmaschinen erkannt und für gut befunden werden.

Was ist ein guter Text?

„Gut“ bedeutet in diesem Fall weniger einen zustimmenden Kommentar oder ein Schulterklopfen sondern die Einstufung als wertvollen Content, als lesenswerten Text, der es verdient, bei Suchanfragen weiter oben plaziert zu werden. Diese Platzierungen sind – je nach Branche – mehr oder weniger begehrt und richtet sich zu einem großen Teil nach der Anzahl der monatlichen Suchanfragen.

Nehmen wir das konkrete Beispiel einer KfZ-Werkstatt im Berliner Stadtteil Zehlendorf. Welche Suchbegriffe kommen hier in Frage? Kfz Werkstatt wird laut Google 135.000mal eingegeben und gesucht. In dieser Zahl sind jedoch auch Anfragen aus anderen Stadtteilen, Städten und Bundesländern enthalten, die niemals in den Berliner Südwesten kommen würden.

KfZ Werkstatt Berlin ist da schon genauer und bringt es auf 6.600 Anfragen. Entsprechend ist jedoch auch der Wettbewerb höher und die Plätze an der Sonne sind heiß umkämpft. Weniger Suchanfragen entfallen naturgemäß auf KfZ Werkstatt Berlin Zehlendorf, wonach im Monat gerade noch 28 Personen suchten.

Das Ringen nach (Key-)wörtern

Die Zahlen stammen vom Keyword-Tool bei Google Adwords und sind unter https://adwords.google.com/select/KeywordToolExternal allgemein zugänglich. Auf diese Weise können selbst pfiffige Laien ein klein wenig Suchmaschinenoptimierung betreiben und sich ansehen, welchen textuellen Schwerpunkt ihre Webseite annehmen sollte.

Doch leider ist SEO nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Problem eins besteht darin, dass neben einem Suchbegriff à la „KfZ Werkstatt Berlin“ auch „Autowerkstatt Berlin“ oder „Autoreparatur Berlin“ eingegeben werden kann. Die Gedanken der Kunden sind dabei augenscheinlich ebenso unerforschlich wie die „Wege des Herrns“ und so bedarf es – zumindest bei kleinen- und mittelgroßen Webseiten – der Fokussierung.

Darf es ein bisschen mehr sein?

Vor dem nächsten Schritt muss ein Blick in die sprichwörtliche Kristallkugel geworfen werden. Wie oft muss ich „KfZ Werkstatt Berlin“ verwenden, um besser gefunden zu werden? „Man“ geht in aller Regel von zwei bis vier Prozent aus, doch gehen die Meinungen auseinander.

Auch die Textlänge, der Textumfang, Zwischenüberschriften etc. sollten beachtet werden und am Ende entsteht … nein, immer noch kein zwingend erfolgreicher Text.

Denn Google und Co. sind nur die eine Seite der Medaille. Wer es geschafft hat, mit einer optimalen Keyworddichte, den richtigen Überschriften und einigen anderen Maßnahmen gefunden zu werden, der steht erst am Anfang.

Und die Kunden?

Dann nämlich setzt die Aufgabenstellung wieder an dem Punkt ein, wo sich Texter in früheren Jahren befanden: beim Überzeugen der Leserschaft und beim erfolgreichen Transportieren einer Botschaft. Und hier ist mit bloßem Aneinanderreihen der passenden Keywords garantiert keine Überzeugungsarbeit zu leisten.

Den Spagat zwischen dem Finden der richtigen Keywords, dem Erstellen einer Strategie, dem Beachten einer ausreichenden Keyworddichte und dem Vergnügen seitens der Leser, sollte ein erfahrener Texter vollziehen. Nur, wenn hier sämtliche Rädchen ineinandergreifen, kann eine Webseite langfristig erfolgreich sein.

Selbstverständlich besteht Content nicht nur aus Texten und auch Layout, Programmierung, Verlinkungen, Fotos, Grafiken, Videos etc. fallen ins Gewicht. Doch heißt es nicht umsonst „Key- words“, weswegen die Wörter meist im Mittelpunkt stehen.

[hr]

Der Autor des Gastbeitrags:
Christoph Römer ist Gründer und Eigentümer der Berliner Textagentur Textfisch. Seit mehr als zehn Jahren schreibt er Texte für Webseiten, Weblog-Beiträge oder auch Reden, Pressemitteilungen und Texte für Broschüren und Flyer. Neben der Agentur unter http://www.textfisch.de/ existiert auch ein großer Vorlagenshop unter http://www.textvorlagen.de/.