WDF*IDF Texte und der Laberfaktor

Das Geschäft im SEO-Bereich ist durch eine gewisse Schnelllebigkeit gekennzeichnet. Was gestern noch „state of art“ war und Google schmeichelte, kann heute völlig irrelevant erscheinen. So entstehen immer wieder neue Formeln, Methoden und Anregungen, wie ein „richtiger“ oder „erfolgreicher“ Text auzusehen hat.

Interessant ist zunächst einmal, dass diese Anregungen zur besseren Textgestaltung keineswegs von Autoren, Journalisten oder Textern, kurzum: der „schreibenden Zunft“, sondern von „ITlern“ stammen. Informatiker wenden Formeln an, nach denen sich das Textervolk zu richten hat. Der Leser wird dabei nahezu immer ausgeblendet, denn schließlich geht es zuvorderst darum, der allmächtigen Suchmaschine zu gefallen.

Trendthema WDF*IDF

Eines der momentanen Trendthemen heißt WDF*IDF. Die Abkürzungen stehen für die Within-document Frequency, also die dokumentspezifische Gewichtung eines Wortes, die durch eine vergleichsweise komplizierte Formel mit der Inverse Document Frequency in Relation gesetzt wird.

Im Internet finden sich mittlerweile eine Fülle kostenpflichtiger Tools, mit denen sich die Termgewichtung ausrechnen lässt und die so den vermeintlich optimalen Text entstehen lassen. Schade ist dabei nur, dass derzeit die gesamte Internetgemeinde in eine Richtung läuft und sich in ihrer Texterstellung gleichsam fremdbestimmen lässt. Die Frage, ob ein Text überzeugt, flüssig zu lesen ist oder gar inhaltlich richtig ist, wird anhand der formellen Kriterien nicht berücksichtigt.

WDF*IDF Texte

WDF*IDF Texte

Was ist der Schwafelfaktor?

Doch sind ideale WDF*IDF-Texte wirklich überlegen? Einen empirischen Beweis bleiben die Anbieter bislang schuldig. Hierzu müsste man dann ja auch jeden Suchbegriff auswerten und exakt aufzeigen, dass die Seiten, die sich dieses Verfahrens bedienen, durchweg besser ranken als andere Seiten. Ein hoffnungsloses Unterfangen, das in starkem Kontrast zum Selbstbewusstsein der WDF*IDF-Befürworter steht.

Bei t3n https://t3n.de/news/seo-google-patent-501218/ findet sich ein spannender Artikel von Astrid Jacobi, die den Schwafelfaktor und das neu entwickelte Google-Tool zu „Gibberish Scores“ untersucht. Vor allem Texte, die dem Durchschnitt entsprechen, werden von Google als positiv angesehen. Ebenso arbeiten ja auch die WDF*IDF-Tools, die sich allesamt an den häufigst genannten Termen orientieren.

So können aber auch reine Schwafeltexte entstehen, deren fehlende individuelle Aussagekraft von Google abgewertet werden kann. Wohlgemerkt: Google schaut neuerdings nicht mehr nur auf reines „Keyword-Stuffing“, sondern auf „Term-Stuffing“, also genau das, was durch die schicken neuen Tools vorgegeben wird.

Was einen guten Text auszeichnet…

Aus der Sicht eines Texters sollte ein guter Text keinen schnelllebigen Trends folgen, sondern vor allem die LeserInnen überzeugen. Es sollte ein Informationsgehalt vorhanden sein, es darf auch mal originell zugehen, kurzum: es sollte Spaß machen, den Text zu lesen. Wer in einer reinen Onlinebranche unterwegs ist, braucht sicherlich auch noch SEO – es existieren aber genug Unternehmen, bei denen die Kundenansprache deutlich wichtiger ist.

Der Philosoph Ludwig Wittgenstein sagte einmal:

Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.

Ähnliches ließe sich auch von Texten für Webseiten behaupten.

 

Gastbeitrag von:

Textagentur Textfisch
Christoph Römer
Teltower Damm 23
14169 Berlin

 http://www.textfisch.de